Der Grund dafür liegt in einer besonderen Eigenschaft des Wassers: Wasser mit unterschiedlicher Temperatur (und m Meer auch solches mit unterschiedlichem Salzgehalt) mischt sich nicht so ohne Weiteres. Wenn nun die Sonne im Frühling immer kräftiger scheint, wärmt sie das Wasser auf. Bei Tümpeln, Weihern und Teichen erreichen Licht und Wärme auch den Gewässerboden, bei den großen Seen jedoch nicht. Und so bildet sich in den großen Seen eine warme, lichtdurchflutete Oberflächenschicht über einer dunklen, winterlich kalt bleibenden Tiefenzone. Beide sind voneinander durch eine sogenannte Sprungschicht getrennt, so genannt, weil sich dort Temperatur und einige andere Kennwerte sprunghaft ändern, wenn man nachmisst.
Die Folgen davon sind dramatisch: Während bei ausgeglichener Temperatur im Frühling und im Herbst die Sprungschicht verschwindet, so dass die Stürme den ganzen See umwälzen und so Nährstoffe vom Seeboden an die Oberfläche bringen können und damit das üppige Wachstum der Kieselalgen auslösen, bleibt nun das Oberflächenwasser von den nährstoffreichen Tiefen geschieden, so dass sich die Nährstoffe an der Oberfläche auszehren und das Wachstum in der Algen begrenzt.
Hinzu kommt, dass sich in der Wärme winzige Tiere entwickeln, die die Algen fressen, was den Algenbestand weiterhin vermindert. Diese im Wasser schwebenden Tiere gehören weit überwiegend zu den Ruderfußkrebsen, die man bereits mit bloßem Auge erkennen kann, auch wenn sich die Details immer noch eher unter dem Mikroskop erschließen. Sie sind meist durchsichtig und tragen ein einzelnes Auge auf dem Scheitel, was einer der häufigsten Arten den wissenschaftlichen Namen Cyclops eingebracht hat nach den einäugigen Riesen der griechischen Sage; damit dürfte sie der winzigste Riese der Welt sein (Bild 9).