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Februar – Knospen

Der Winter – ob mit Schnee und frostigem Sonnenschein oder mit grauem Schmuddelwetter – er zieht sich hin, und manch einer wünscht sich, dass die Knospen der Bäume wieder aufbrächen, um das Land wieder in ein grünes Blätterleid zu hüllen. Bis es soweit ist, kann man sich allerdings auch die Zeit damit vertreiben, sich die Knospen selbst einmal anzusehen.  In den Knospen ist bereits alles angelegt, was im Frühjahr als frische Blätter, Blüten und Zweige hervor wächst, schützend eingehüllt in harte, holzige Schuppen, die nichts als umgewandelte Blätter sind. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, Knospen sehen nicht alle gleich aus, und man kann mit ihnen und einigen Merkmalen der Rinden durchaus die Baumarten genauso gut bestimmen wie mit sommerllichen Blättern, Blüten und Früchten.

Bild 1

Zum Beispiel die Buchen: Die Rotbuche, der wichtigste Waldbaum in unserer Gegend, besitzt so schmale, lange Knospen wie kein anderer Baum unserer Heimat (Bild 1). Zusammen mit den oft an den Zweigen verbleibenden rötlichen Herbstblättern (Bild 2) und der glatten, silbrigen, manchmal auch von Algenbewuchs leicht grünlichen Rinde (Bild 3) reicht das aus, um die Rotbuche unverwechselbar zu machen. Demgegenüber besitzt die Hain- oder Weißbuche zwar auch längliche, spitze Knospen, die aber doch deutlich kürzer sind (Bild 4) und die auch bei den Hainbuchen oft an den Zweigen verbleibenden Herbstblätter sind eher hell graubraun. Auch die Rinde ist anders, zwar glatt, aber mit einem mehr oder minder netzartigen Muster gezeichnet; und die Stämme sehen oft so aus, als wären sie aus einzelnen Strängen aufgebaut (Bild 5).

Bild 2
Bild 4
Bild 3
Bild 5

Weniger leicht machen es uns die Ahorne. Ahorne als Gattung sind leicht zu erkennen: Sie verzeigen sich streng gegenständig, so dass sich immer zwei Knospen und später Zweige gegenüber stehen (Bild 6, 7 & 9). Unsere drei Arten, Feld-, Spitz- und Bergahorn, sind sich untereinander jedoch sehr ähnlich. Alle haben grünliche oder rot überlaufene, leicht vierkantige, ansonsten beinahe rundliche Knospen. Immerhin hilft uns weiter, dass der Feldahorn (Bild 6) in der Regel wesentlich kleiner als die beiden anderen Arten ist und damit in allen Teilen auch zierlicher gebaut ist. Die beiden großen Arten, Spitzahorn (Bild 7) und Bergahorn (Bild 9) lassen sich zumindest ab einem gewissen Alter an ihrer Rinde unterscheiden: Der Spitzahorn hat eine leicht geriffelte, leicht borkige Rinde (Bild 8), während der Bergahorn dazu neigt, seine Rinde in Placken abzuwerfen, ähnlich wie Platanen es tun (Bild 10).

Bild 6
Bild 9
Bild 7
Bild 8
Bild 10
Bild 11

Auch die Edelesche hat gegenständige Knospen und Zweige, doch sind bei ihr die Knospen dermaßen schwarz und vierkantig (Bild 11), dass sie kaum mit einem Ahorn verwechselt werden kann, und mit einem anderen Baum schon gar nicht – auch nicht mit der im Sommer auf einen flüchtigen Blick ähnlichen Eberesche, der „falschen“ Esche – falsch deshalb, weil ihr Holz nicht wie das der Edelesche zur Herstellung von Waffen geeignet war, was ja zu Hermann, des Cheruskers Zeiten nicht ganz uninteressant war. Im Knospen der Eberesche sehen jedenfalls denen der Edelesche überhaupt nicht ähnlich: Sie sind schmaler, rundlicher und mit einem grauen Pelz überzogen (Bild 12).

Dieser Filz unterscheidet die Knospen der Eberesche auch von denen der Vogelkirsche, die ansonsten sehr ähnlich geformt sind (Bild 13). Dies ist auch kein Wunder, da beide in die gleiche Pflanzenfamilie, den Rosengewächsen, gehören. Ein weiterer Unterschied ist jedoch auch, dass die Vogelkirsche ihre Blütenknospen auf sogenannten Kurztrieben trägt, Seitenzweigen, die nicht in die Länge gewachsen sind, so dass sie knäuelige Köpfe bilden (Bild 14). Und schließlich hat kein anderer Baum dermaßen stark geringelte Stämme (Bild 15), wobei die Ringel sogenannte Lentizellen darstellen, Strukturen, die der Atmung des Baumes dienen.

Bild 12
Bild 14
Bild 13
Bild 15

Knäuelige Knospenköpfe bilden auch die Eichen aus (Bild 16). Hier stehen sie aber an den Enden der Zweige, und es gehen aus ihnen neue Zweige hervor. Die Eichen sind an ihrem ausladenden Wuchs, ihrer oft knorrigen Gestalt und ihrer stark borkigen Rinde unverkennbar (Bild 17), im Winter untereinander aber nur schwer unterscheidbar. Aber wie bei den Buchen hilft auch hier das noch an den Zweigen hängende Herbstlaub: Bei den Steileichen ist es kurz oder gar nicht gestielt (Bild 18), während die Traubeneiche deutlich länger gestielte Blätter besitzt.

Die Linden wiederum besitzen rötliche, mehr oder minder glänzende Knospen (Bild 19) und borkige Rinde (Bild 20), wenn auch nicht so tief gefurcht wie bei den Eichen. Linden sind schon von weitem an ihren Kronen zu erkennen. Ihre Äste wachsen bogenförmig, und nach einer Weile wächst ein Seitenzweig zu einem neuen, weiter reichenden Bogenast aus, so dass das Ende des bisherigen Hauptastes aus Lichtmangel abstirbt und abgeworfen wird. Daraus resultiert ein deutlich wellenförmiger Bau der Äste (Bild 21 & 22). Dabei baut die Winterlinde eher kegelförmig ausladende Kronen auf (Bild 21), während die Sommerlinde schmalere, turmförmig wirkende Kronen entwickelt (Bild 22). Dies dürfte im Winter auch das beste Unterscheidungsmerkmal sein, da sich Knospen und Rinden bei beiden Arten sehr ähneln.

Gar nicht unterscheiden lassen sich im Winter die Ulmenarten. Alle haben behaarte, dickliche Knospen (Bild 23) und eine netzartige Borke (Bild 24), die sie aber immerhin als Gattung leicht erkennbar machen.

Bild 16
Bild 17
Bild 18
Bild 19
Bild 20
Bild 21
Bild 23
Bild 22
Bild 24

Weitere Baumarten finden wir an Ufern und in Sümpfen. Hier macht es uns die Schwarzerle zunächst einmal leicht. Auf den ersten Blick ähneln ihre rötlichen Knospen (Bild 25) zwar denen der Linden, aber ihre zapfenartigen Fruchtstände sind einzgartig (Bild 26).

Bild 25
Bild 26
Bild 27

Demgegenüber muss man bei Weiden und Pappeln schon wieder genauer hinsehen. Sie haben spitze, oft ein wenig klauenförmig gebogene, ansonsten mehr oder minder ovale Knospen. Bei der Salweide sind sie filzig und grau (Bild 27), bei der Weißweide gelb, glatt und glänzend (Bild 29), und bei der Zitterpappel rötlich und glänzend (Bild 31). Dabei bilden alte Weißweiden dicke, streifig abblätternde Borken aus (Bild 30), während Salweide (Bild 28) und Zitterpappel (Bild 32) glattere Rinden behalten, die charakteristische rautenförmige Lentizellen zeigen. Die sehr glatten Stämme der Zitterpappel können mit ihrem sehr hellen Grau in hellem Sonnenlicht sogar ein bisschen an Birken erinnern.

Bild 28
Bild 29
Bild 30
Bild 31
Bild 32

Und die Birken stellen uns wieder vor die Schwierigkeit, dass sie als Gattung zwar an ihrer weißen Rinde jedem bekannt sind, als Arten untereinander aber schwierig zu unterscheiden sind, und an ihren Winterknospen schon gar nicht. Doch erneut helfen uns Rinde und Kronenaufbau. Wie der Name schon erahnen lässt, hängen die kleinen Zweige der Hängebirke kaskaden- oder vorhangartig hinab (Bild 33). Auch ist ihre Rinde glatter und weniger geringelt (Bild 34) als die der Moorbirke, die grauer wirkt und stärker geringelt ist (Bild 35). Zudem wächst die Moorbirke straff aufrecht (Bild 36), zumindest, wenn sie reinrassig ist. Denn leider verbastarideren die beiden Birkenarten leicht, und dann hat man es mit Übergängen und Merkmalsmischungen aller Art zu tun.

Bild 33
Bild 34
Bild 35
Bild 36

Da ist es zum Schluss doch gut, dass es auch ein Gehölz gibt, wo man sich die die Knospen schenken kann: Die Haselnuss blüht bereits in langen, gelben Kätzchen (Bild 37). Dies sind allerdings nur die männlichen Blüten. Die weiblichen sind sehr viel unscheinbarer. Von ihnen schauen nur die roten Griffel heraus – aus den Knospen (Bild 38).
Dr. Heinz Klöser

Bild 37
Bild 38
Quelle: http://archiv.bund-herzogtum-lauenburg.de/projekte/monatsbeobachtungen/2015/februar_knospen/