In der nachfolgenden Saale-Vereisung (der vorletzten Vereisung), die ebenfalls ganz Norddeutschland mit Eis überzog, wurden die alten Schmelzwasserseen von einer neuen Grundmoräne überdeckt, aber die am Seegrund abgelagerten Tonschichten überdauerten im Untergrund. Mit dem Ende der Saale-Vereisung bildeten sich erneut Schmelzwasserseen, die im heutigen Altmoränengebiet jedoch nicht noch einmal überdeckt wurden, da sich ja das Weichsel-Eis der letzten Vereisung nur bis in unsere Gegend ausgedehnt hat. Das gesamte nordwestliche Deutschland lag - wie schon gesagt - im Vorland des Inlandeises und war damit massiven Verwitterungs-, Abtragungs- und Umlagerungsprozessen ausgesetzt. Aus diesem Grund sind die Landschaften dort auch von einer sehr viel flacheren, ausgeglicheneren Struktur als die hügeligen, seenreichen Jungmoränenlandschaften des Nordostens.
Während von den Schmelzwasserseen der Saale-Zeit zumindest die größten die Umgestaltungen der Weichsel-Zeit überstanden, wie zum Beispiel Steinhuder Meer, Dümmer und die großen Seen im Elbe-Weser-Dreieck, kamen mancherorts die tieferliegenden Seeböden der Elster-Zeit wieder zum Vorschein: Bäche und Flüsse haben sich dort so tief in den Boden gegraben, dass die alten Ablagerungen, die heutigen Lauenburger Tone, angeschnitten wurden. Diese Anschnitte entwickelten sich zu den kalkhaltigen Sickerquellen, die wir heute noch anhand ihrer besonderen Pflanzengemeinschaften ausmachen können.
Solche kalkhaltigen Sickerquellen gibt es natürlich auch im Jungmoränengebiet, zum Beispiel am Ostufer des Ratzeburger Sees, allerdings sind sie nicht so leicht zu erkennen, weil kalkliebende Pflanzen auf den nicht ihrer Tonpartikel entblößten und deshalb auch nicht entkalkten Jungmoränenböden weiter verbreitet sind und somit ihren Zeigerwert verlieren.
Nun zieht sich ja die Endmoräne der Weichselzeit und damit die Grenze zwischen Alt- und Jungmoränengebiet mitten durch unsere lauenburgische Gegend, so dass man beide Situationen vergleichen kann. Wenn man also im Altmoränengebiet auf ungewöhnlich artenreiche, feuchte Senken trifft, kann es gut sein, dass man auf den nach unserer Gegend benannten Ton gestoßen ist, selbst wenn er an der Oberfläche nicht in Erscheinung tritt. Womit sich erneut bewahrheitet, dass man, wenn man die Pflanzen kennt, in der Landschaft lesen kann wie in einem offenen Buch.
Dr. Heinz Kklöser