Umso besser, dass es in unserer nahen mecklenburgischen Nachbarschaft ein landschaftliches Kleinod gibt, nämlich das Kalkflachmoor bei Zarrentin (Bild 4), wo die Binsenschneide einen großen Bestand bilden kann. Ihre markanten mehrstufigen Fruchtstände stehen dort wie so vieles andere zu dieser Jahreszeit auch ein wenig winterlich-traurig herum (Bild 5), aber den Grund, warum sie mitten im Winter Erwähnung verdient, sieht man auch schnell: Im Gegensatz zu allen anderen Röhrichtpflanzen welken die blaugrünen Blätter der Binsenschneide nicht ab (Bild 6). Schon das gibt dem Kalkflachmoor ein ganz eigenes Gepräge.
Wie aber kommt es überhaupt zu einem Kalkflachmoor? Normalerweise sind Kalk und Moor ein Wiederspruch in sich. Aber es gibt Ausnahmen. Bei Zarrentin befindet sich der Ausfluss des Schaal-sees in die Schaale. Wie viele große Klarwasserseen hat sich auch im Schaalsee eine sogenannte Seekreide abgesetzt, die von den Kalkschalen mikroskopisch kleiner Schwebeorganismen im Wasser stammt. Davon wiederum haben verschiedene Muscheln profitiert, die Kalk für ihre Schalen benötigen und durch die verstärkte Wasserbewegung im Bereich des Seeausstroms mehr Nahrung angespült bekommen. Deren Schalen lagerten sich dann zusätzlich zur Seekreide in großen Mengen vor dem Schaaleabfluss ab.
Andererseits baute die Binsenschneide, die sich gerne auf Kalkschlamm ansiedelt, selber ein mächtiges Seggentorflager auf. Durch die darin enthaltenen Humussäuren hätte sich der Kalk schnell aufgelöst, aber eingebaut in die Muschelschalen, die sich nur langsam zersetzen, wird er nur allmählich abgegeben, so dass sich im Endergebnis eine 5 bis 8 Meter mächtige Kalkmuddeschicht blden konnte, die den Untergrund für das Kalkflachmoor bildet. Aufgrund dieser besonderen Bedingungen haben hat sich nicht nur die Binsenschneide hier halten können; auch das Sumpf-Herzblatt, das insektenfressende Fettkraut und Orchideen wie Fleischfarbenes Knabenkraut, Sumpf-Sitter und Sumpf-Glanzkraut haben sich hier eingefunden, auch wenn man sie jetzt gerade nicht zu sehen bekommt.