Diese zur Heideblüte so prachtvollen Landschaften hielt man zu Hermann Löns‘ und des Kaisers Zeiten für eine romantische Wildnis, verursacht durch so arme Sandböden, dass sie keinen Baumwuchs tragen könnten, es sei denn ein paar weit auseinander stehende, knorrige Wacholder (Bild 4) oder Birken (Bild 5). Eine Landschaft, in der nur Zwergsträucher wie die anspruchslose Besenheide (Bild 6) gediehen und hartnäckigen Schäfern erlaubten, mit genügsamen Heidschnucken (Bild 7) ein karges Auskommen zu finden. Wie romantisch! – Gleichwohl falsch. Die Wahrheit ist genau anders herum: Ursprünglich war die sandige Geest und die Sanderflächen vor der eiszeitlichen Endmoräne von geschlossenen Eichen-Birken-Wäldern bedeckt (Bild 8). Als vor etwa 5000 Jahren Ackerbau und Viehzucht in diese Gebiete kamen, fanden sie dort nur in den Auen entlang von Wasserläufen ausreichend gute Böden, um dort Ackerbau zu treiben, aber sie konnten ihr Vieh in großen Herden in die Wälder treiben, da die Eicheln gutes Futter boten. Nur zerstörten sie so auch die Verjüngung der Wälder. Dazu kamen Rodungen und Brennholzgewinnung, und die anhaltende Schafbeweidung auf den nun baumfrei gewordenen Flächen verhinderte endgültig die Wiederbewaldung, und so bildete sich ein neues Gleichgewicht heraus, das auf allseitigem Mangel beruhte:
Die wenigen Äcker brachten kaum Stroh. Also schälte man den vom Heidekraut durchwurzelten Boden ab, um die so gewonnenen Soden, die sogenannten Plaggen, als Einstreu in die Winterställe der Schnucken zu werfen. Im Frühjahr, wenn die Schnucken wieder auf die Heide kamen, nahm man die nun mit Dung durchsetzten Plaggen heraus und düngte damit die Äcker. Der Heideboden blieb so jedoch seiner humus- und nährstoffreichen Oberschicht entblößt, und nur der nackte Sand blieb zurück (Bild 9). Durch diesen Raubbau verarmte der Heideboden schließlich weit über jedes natürliche Maß hinaus. Es zeigte sich jedoch, dass gerade auf den nackten Sandflächen die Besenheide besonders gut austrieb (Bild 10), so dass sie recht schnell die vorherrschende Pflanze auf den Heiden wurde. Da sie als Schaffutter besonders geeignet ist, behielt man diese Praxis Jahrtausende lang bei.