Wenn es dann also taut, kann es natürlich leicht geschehen, daß der Schnee bis zum nächsten Frost noch nicht ganz weg geschmolzen ist. Die angetauten Schneekristalle frieren wieder fest und verklumpen dabei zu mehr oder minder groben Eiskörnern, die den Harschschnee bilden (Bild 4). Der gibt geradzu kratzende Geräusche von sich, und den Wildtieren, deren Beine ja nicht von dicken Stiefeln geschützt sind, reißt er die Haut auf, so daß oft die zurückbleibenden Spuren blutig sind.
Bei der Schneeschmelze gehen merkwürdige Dinge vor. So findet man oft Steine im schwindenden Schnee, die einen luftigen Hof um sich herum haben. Wenn die Steine nämlich erst einmal aus dem Schnee heraus schauen, können sie sich in der Sonne erwärmen, so daß sie den Schnee um sich herum zu stärkerer Schmelze anregen (Bild 4). In ähnlicher Weise kann ein warmer Boden den Schnee von unten antauen: Legt sich gleich mit Einsetzen frostigen Wetters eine Schneedecke über das Land, friert der Boden mitunter gar nicht durch, weil Schnee eine so gute Isolationsschicht bildet. Wird das Wetter wärmer, schmilzt nun der Schnee nicht nur an der Oberfläche, sondern auch an der Unterseite. Es bilden sich Schneekavernen, und an der Schneeunterseite befindet sich ein Schmelzwasserfilm, der beständig in diese Kaverne abtropft. Nachts gefriert dieser Film aber wieder zu einer dünnen Eishaut. Dadurch bilden die Kavernen regelrechte Minitreibhäuser, Treibhäuser, die sich unweigerlich selbst zerstören, aber immerhin mit Grazie, denn bevor sie ganz verschwindet löst sich die Eishaut in anmutige filigrane Muster auf (Bild 5).