Ein alter Spruch besagt ja, dass man bisweilen den Wald vor Bäumen nicht sieht. Das mag durchaus sein. Sicher ist jedoch, dass man sehr viel häufiger die Landschaft vor Mais nicht sehen kann. Wo man früher über goldene Getreidefelder schauen konnte, steht heute Mais (Bild 1). An sich ist Mais eine alte, respektable Nutzpflanze, die die Ureinwohner Mexikos gezüchtet haben, und die für Mayas, Azteken und viele andere Völker dort das wesentliche Grundnahrungsmittel darstellten. Nicht so bei uns. Fern seiner tropischen Heimat tut der Mais sich schwer, seine charakteristischen Kolben (Bild 2) auszureifen. Statt dessen wurde der Mais bei uns zu Viehfutter verarbeitet, und dazu brauchte er nicht reif zu sein. Außerdem wird er seit Neuerem er vor allem als Rohmaterial für die Gewinnung von Biogas angebaut, das in den hässlichen Pickeln, die überall aus dem Boden schießen, produziert wird, und mit dem angeblich das Weltklima zu retten sei.
Das mag glauben, wer will; Tatsache ist aber, dass der Anbau von Mais in weiten Gebieten Norddeutschlands den von Brotgetreide verdrängt hat. Dabei sind wir hier im Lauenburgischen noch glimpflich davon gekommen, denn bei uns sind noch große Flächen herkömmlicher Getreidefelder vorhanden. Und so lohnt es sich, vielleicht einmal einen Blick auf die traditionellen Getreidearten zu werden, die im Laufe dieses Monats zur Reife gelangen.
Das wohl wichtigste Getreide – auch weltweit – dürfte der Weizen sein (Bild 3). Er stammt, wie alle traditionellen Getreide, aus Vorderasien, wo er schon in der Jungsteinzeit gezüchtet wurde. Modernere Sorten tragen sechs Zeilen dicker, eng gepackter Körner, die keine Grannen mehr tragen. Demgegenüber haben viele altertümliche Weizenvarianten (von denen es über 20.000 gibt!), heute keine Bedeutung mehr, so dass man Formen wie Einkorn und Emmer heutzutage eher in Botanischen Gärten als auf dem Acker findet. Lediglich der Dinkel (Bild 4) hat im Rahmen der ökologischen Ernährung zu einer neuen Blüte gefunden, da ihm nachgesagt wird, besonders gesund zu sein.