Wirklich zu erwarten war das eigentlich nicht unbedingt. Schon seit langem ist er bei uns ausgerottet gewesen, genauso so wie in fast ganz Mittel- und Westeuropa; nur an der Rhone und an der mittleren Elbe blieben ein paar Restvorkommen erhalten, und auch denen schien keine aussichtsreiche Zukunft beschieden. Tiervater Brehm schrieb dazu: „Erzbischoff Johann Ernst von Salzburg setzte auf die Erlegung eines Bibers Galeerenstrafe, und seine Biber wurden ihm doch weggeschossen. So geht es allerorten. Die wenigen Biber, die Europa noch besitzt, nehmen von Jahr zu Jahr ab und werden sicherlich das Los ihrer Brüder teilen.“
Der Niedergang des Bibers begann im Mittelalter, als man pelzverbrämte Prachtkleider anfertigte und weichhaarige, warme Biberfellhüte schätzte. Vor allem aber ein Sekret, das sogenannte Bibergeil, das der Biber zur Reviermarkierung einsetzt, wurde für das Tier zum Verhängnis, sah man doch im Bibergeil eine Wundermedizin, die alles von Wassersucht bis Veitstanz heilen sollte. In einem speziellen Medizinbuch, der 1685 erschienen „Castorologia“ (Castor ist der lateinische Name des Bibers) finden sich über 200 Rezepte für Bibergeilmixturen! Die moderne Wissenschaft hat dann herausgefunden, dass das Bibergeil in der Tat die schmerzstillende Salizylsäure enthält. Allerdings stammt die ursprünglich aus der Weidenrinde, die der Biber mit Vorliebe frisst. Statt den Biber zu töten, hätte man genauso gut Weidenzweige kauen können…
Ebenfalls übel mitgespielt hat dem Biber die Kirche. Kirchenfürsten waren ja schon immer gut darin, Gottes Gebote in eine angenehme Lebensweise umzudeuten. Und so schrieb der Jesuit Charlevoix 1754: „Bezüglich seines Schwanzes ist er ganz Fisch, und er ist als solcher gerichtlich erklärt durch die Medizinische Fakultät in Paris, und in Verfolg dieser Erklärung hat die Theologische Fakultät entschieden, dass das Fleisch an Fastentagen gegessen werden darf.“ – Wie praktisch! Da trifft es sich gut, dass der Biber ein wohlschmeckendes Fleisch hat; weniger attraktive Nager mit schuppigem Schwanz wurden schließlich nicht zum Fisch erklärt, wie zum Beispiel die Wanderratte. Man stelle sich vor, wie viele Rattenplagen uns erspart geblieben wären, wenn die Mönche fleißig Ratten gegessen hätten…
Wie dem auch sei, der Biber trägt tatsächlich einen beschuppten Schwanz, der breit, flach und rund ist wie eine Kelle (und in der Waidmannssprache auch so heißt). Man sieht ihn aber nur gelegentlich. Gelingt es nämlich überhaupt einmal, einen Biber zu sehen, ist der meist im Wasser, und dann ist der Schwanz nicht zu sehen. Erst wenn er steil abtaucht, kommt das Hinterteil des Bibers aus dem Wasser, und dann kann man auch den Schwanz kurz sehen (Bild 3). Der klatscht dabei oft laut und vernehmlich auf die Wasseroberfläche, und das umso stärker, je eiliger der Biber zu verschwinden versucht, zum Beispiel, weil er erschreckt oder bedroht wurde. Auch wenn dieses Geräusch dabei vielleicht gar nicht ausdrücklich beabsichtigt wird, haben viele Tiere in Sümpfen und Wäldern gelernt, diesen Laut als Warnsignal zu verstehen und sich ihrerseits besser zu verdrücken.