Energie in der Linse – Berichte von den Veranstaltungen des BUND
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Misteriöse Zusammenhänge bleiben ungeklärt

Leukämie in der Elbmarsch als Begleitszene in einem Krimi
Lesung des Autors Boris Meyn und Erlebnisberichte Betroffener
am 30. September 2011 in Wotersen

Dieser Abend hatte sein eigenes Flair: Die Zusammenhänge in dem Kriminalroman Kontamination von Boris Meyn blieben trotz Lesung  durch den Autor ebenso dunkel wie die Stimmung im Gewölbekeller des Schlosses Wotersen. Nun denn: Der Abend reichte nur für Teilzitate, und so ergibt sich vielleicht der Anreiz, durch die Lektüre des Gesamtwerkes Licht in das verworrene Szenario zu bringen.

Der BUND hatte mit Bettina Boll seine Hauptakteurin und mit Katrin Pajuelo als Mitglied der Elterninitiative eine weitere Aktivistin in Sachen Aufklärung zum Komplex Leukämie in der Elbmarsch dem Autor zur Darstellung von Erlebnisberichten zur Seite gestellt. Während durch die Lesung die Betroffenheit der Mitglieder der BI Leukämie in der Elbmarsch nicht so recht durchscheinen wollte – die Zitate der beiden Frauen trafen diese voll. Sie brachten die Angst zum Ausdruck, die insbesondere den betroffenen Eltern erkrankter Kinder, aber auch vielen anderen Bürgern innewohnt. Angst und Bedrohungen würden dazu führen, dass viele Erkrankungen gar nicht gemeldet worden seien bzw. dass sich Eltern vollkommen in sich zurückgezogen hätten.

Knackpunkt im Verwirrspiel um die Leukämie ist bis heute die Misteriösität an Fakten, Vermutungen, Fernsehdarstellungen, Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen usw. bezüglich der Vorfälle vorwiegend bei der GKSS im letzten Jahrhundert. Der Wunsch wurde laut, anstatt der Einbettung des Phänomens Kinderleukämie in einen Roman Hintergründe und Tatsachen einmal gründlich und real zu recherchieren, zu klären und plausibel darzustellen. Diese Aufgabe ist bisher in Eigeninitiative bei Bettina Boll und damit beim BUND hängengeblieben, und diese wird kaum die Möglichkeit haben, vollkommenes Licht ins Dunkel um dieses rabenschwarze Kapitel der Atomforschung bzw. der Nutzung der Kernenergie zu bringen.

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Die Kuh ist kein Klimakiller

Lesung und Vortrag von Dr. Anita Idel, Tierärztin und Mediatorin aus Berlin
am 21. September 2011 in Fredeburg

Die Ursachen des Klimawandels sind vielfältig. Zu den am meisten verbreiteten Klischees gehört allerdings, dass Kohlendioxid und Methan die Hauptschuldigen sind. Für beide Komponenten sind dann schnell die Meisterzeuger ausfindig gemacht: Beim CO2 die Verbrennung fossiler Energie und beim Methan das Rind. In einer mitreißenden Analyse zeigte Anita Idel, dass bei einer differenzierten Betrachtung zumindest die Kuh die Bilanz der Klimaschäden eher aufbessert als verschlechtert.  Denn diese frisst Gras und das wächst auf der Weide. Allerdings findet heute die Viehhaltung zumeist im Stall und nicht auf der Weide statt. Die Fütterung erfolgt zudem mit eingeführten Produkten aus dem Ausland und mit Mais.

Das Weideland ist der größte natürliche CO2-Speicher. Der Wurzelanteil der Gräser ist um ein Vielfaches höher als der sichtbare Pflanzenwuchs. Somit kommt der Kuh beim Weidegang indirekt eine Klimaschutzfunktion zu. Stellt man allerdings die Fütterung auf Mais und Soja um, dann erhält man eine andere Bilanz. Bei der Erzeugung dieser Futtermittel wird ein hoher Düngeraufwand betrieben. Nun entsteht bei der Ausbringung von chemischen und flüssigen Düngern (Gülle) eine große Menge Lachgas. Die Klimawirkkung von Lachgas ist 296 Mal höher als die von CO2.
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Pilze satt – Wanderung wieder sehr erfolgreich

Energie von Pilzen an der Linse
im Ritzerauer Forst am 18. September 2011

Die Pilzwanderung war wieder ein voller Erfolg. Die über 70 Teilnehmer waren durchweg angetan von der Idee, eine solche Aktion in Gemeinschaft zu erleben. Viele von ihnen haben nach eigener Darstellung eine ganze Menge dazugelernt. Als angenehm empfunden wurden auch die ungezwungene Atmosphäre sowie Spaß und Appetit beim Verspeisen der Pilz-Beute. Ein Dank geht an alle Helfer, ganz besonders aber an die die Pilz-Fachleute, die ihr Wissen fachkundig und gern an die Teilnehmer der Wanderung weitergegeben haben. In vielen Einzelgesprächen haben wir erfahren, dass die Köhlerhütte in dieser Lage im Wald ideale Bedingungen liefert. Damit konnten auch alle Eltern ihre Kinder ungezwungen zeitweise dem Wald überlassen für deren eigene Abenteuer; einige Kinder wollten gar nicht weg.
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Sonne an – AKWs aus

Festvortrag zur Eröffnung der Kultur- und Umwelttage 
am 9. September 2011 in Ratzeburg

Prof. Dr. Felix Ekardt aus Rostock, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Umweltethik, vertrat mit dem Auftaktreferat zu den Kultur- und Umweltwochen „Energie in der Linse“ den kurzfristig erkrankten Bundesvorsitzenden des BUND, Prof. Hubert Weiger. In dem knapp eineinhalbstündigen Vortrag brillierte der ausgebildete Jurist, Soziologe und Philosoph mit Analysen, Kritik und konstruktiven Handlungsanleitungen an die Politik. Die Linie des lebendigen Referats war aber weniger das Stromthema, so wie im Programm angekündigt ("Sonne an - AKWs aus"), sondern Klimawandel und Nachhaltigkeit, welche ja nicht nur ständig die Energiefrage begleitet, sondern fast alle Konsumbereiche umfasst.

Einige Kernsätze des Vortrags: Nachhaltigkeit ist definiert als dauerhafte und globale Durchhaltbarkeit von Lebens- und Wirtschaftsweisen. Die Nutzung von auf Energie basierenden Ressourcen beruht aktuell zu einem großen Teil auf Erdöl – Konsumgüter, Mobilität und Transport, Nahrung und Düngung, Wärme und Heizen usw. Der Stromanteil am Weltenergiebedarf beträgt nur ein Viertel. Atomkraft ist nur zu 3 Prozent am Energieverbrauch beteiligt. Energieverbrauch und Klimawandel sind eng verknüpft. Änderungen bei der Nutzung der Atomenergie beeinflussen das Klimaproblem nur marginal. Die Kosten des Klimawandels sind fünf mal so hoch wie vorbeugende Maßnahmen zum Stoppen der Erderwärmung. Einen hohen Anteil an klimaschädlichen Emissionen trägt der Fleischkonsum bei. Die Hauptverursacher des Klimaproblems sind die westlichen Industrienationen. Dies lässt sich in einer Bilanz des Energieverbrauchs pro Kopf festmachen. Zur Milderung der schädlichen Klimafolgen müssen die Emissionen bis 2050 um 80 Prozent sinken.

Es gibt in Europa bis heute keine echte Absenkung der Treibhausgase. Die Energiepolitik zielt auf technische Optionen. Die dabei erreichten Einsparungen werden durch vermehrte Nutzung oder durch bloße Verlagerungseffekte kompentisert (z. B. mehr Autos, größere Wohnflächen), als politisches Ziel wird immer noch Wachstum propagiert. Genau das Gegenteil müsse angestrebt werden, nämlich Selbstbegrenzung. Diese jedoch nicht als moralischer Appell, sondern durch politische Steuerung. Die Politik macht aber das gerade nicht. Die meisten Maßnahmen und Statements beruhen auf Täuschungen. Technische Effizienz wird durch mehr Konsum kompensiert, die Produktion wird verlagert, die Menschen arbeiten immer gleich viel trotz Minderung des Arbeitsumfanges durch technische Neuerungen. Dabei befinden sich Bürger und Politik wie auch Konsumenten und Wirtschaft im Teufelskreis. Bürger und Politiker ändern das Handeln nicht. Die Menschen wollen keine Selbstbegrenzung, und die Politiker wollen wiedergewählt werden und packen deshalb keine unpopulären Maßnahmen an. Mehr Konsum stärkt die Wirtschaft, verschärft aber die Klimaprobleme.

Was tun? Die Politik muss einschränkende Maßnahmen ergreifen. Die Botschaft heißt Globale Mengensteuerung. Ein Mittel wäre ein neu gestalteter Zertifikatmarkt, der gezielt Emissionen sukzessive verknappt. Er lässt sich mit verteilungspolitischen Ausgleichsmaßnahmen verbinden. Startet man den neuen Zertifikatmarkt allein in Europa, müsste er mit Maßnahmen zum Schutz der Wettbewerbsfähigkeit verbunden werden. Das Verteilungsproblem müsse gelöst werden. Thesen und Ausführungen sind im Web nachzulesen (Forschungsgruppe Nachhaltigkeit und Klimapolitik, www.nachhaltigkeit-gerechtigkeit-klima.de) oder im Buch COOL DOWN (Herder-Verlag, 2. Aufl. 2012).



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