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Jakobskreuzkraut – ist die Hysterie berechtigt?

Das Jakobskreuzkraut kennt inzwischen wohl jeder, und sei es nur, weil er Andere darüber hat klagen hören. Was hat es aber wirklich mit diesem Kraut auf sich? Zunächst einmal ist es eine einheimische Art, die auf den Trockenrasen zu Hause ist, und keinesfalls ein invasiver Exot, wie inzwischen gerne mal behauptet wird. Während aber die meisten anderen Trockenrasenpflanzen kleinwüchsig sind, ist das Jakobskreuzkraut recht stattlich. Wie alle stattlichen Gewächse benötigt auch das Jakobskreuzkraut deutlich mehr Nährstoffe als die zwergwüchsigen, genügsamen Arten. Und Nährstoffe gibt es ja inzwischen im Übermaß in unserer Landschaft, nicht nur auf den Äckern, sondern auch in Heiden, Mooren und Trockenrasen, wohin sie mit Güllenebel oder Düngerstaub vom Wind verdriftet werden. Dadurch konnte sich nun das Jakobskreuzkraut, ursprünglich ein eher selteneres Kraut, massenhaft ausbreiten und riesige Bestände bilden. Das sieht zur Blütezeit durchaus sehr schön aus. Wo also ist das Problem?

Das Problem ist, dass eine so kräftige Pflanze in so üppigen Beständen leicht die schwachwüchsigere Nachbarschaft verdrängen und damit die ohnehin anhaltenden Artenverluste anheizen kann.  Nur ist es eben leider so, dass irgendwelche Bekämpfungsmaßnahmen auch immer die bedrohte Nachbarschaft in Mitleidenschaft ziehen. Ohnehin ist ja nicht das Jakobskreuzkraut – wie so viele andere übel beleumundete Gewächse auch  – der eigentliche Bösewicht, sondern eine bedenkenlose agierende Agrarindustrie, die viele althergebrachte Gleichgewichte in’s Rutschen gebracht hat, und die keiner unserer hohen Herren in die Schranken weisen mag. Allerdings erzürnen sich die Gemüter weniger wegen solcher naturschutzrelevanter Zusammenhänge, sondern weil das Jakobskreuzkraut giftig ist und vor allem Pferden schlecht bekommt. Frisch auf der Weide ist das kein Problem, weil das Kraut auch stark duftet und Pferde es dann erkennen und meiden können. Aber im Heu verliert es seinen Duft, wird mitgefressen, und dann sterben die Pferde. Natürlich könnte man Rauhheu für Pferde viel besser auf Feuchtwiesen gewinnen, wo das Jakobskreuzkraut gar nicht vorkommt. Dazu hätte man solche Feuchtwiesen aber in ausreichender Menge erhalten müssen und nicht bis auf verschwindende Reste umbrechen.

Dr. Heinz Klöser

Siehe auch den Monatsbericht August

Quelle: http://archiv.bund-herzogtum-lauenburg.de/aktuelles/jakobskreuzkraut/